Julian von Euw

Bild
P12 art teaching

Remember Me

Viel zu selten hält man die Geschichten und Ereignisse fest, die einem lieb und teuer sind. In der Arbeit „Remember Me“ werden vergangene Geschichten wieder zum Leben erweckt.

Es stellte sich heraus, dass mir nur sehr wenige Erinnerungen an meine Gross­mutter geblieben sind. Und das, obwohl sie bis zu ihrem Ableben bei uns verweilte. Sie erzählte uns immer sehr viel über sich und ihr Leben, doch litt sie mit zunehmendem Alter unter Alzheimer und vergass nach und nach, wie sie eigentlich gelebt hatte, bis sogar wir, ihre Enkel­kinder, ihrer Erinnerung entschwanden. Mit dieser Krankheit verblassten allmählich ihre Geschichten. Im Nachhinein empfinde ich es als traurig, dass wir ihre Erlebnisse nicht genauer festgehalten haben. Sicherlich haben wir mündlich immer wieder versucht, ihr Andenken aufzufrischen, doch mit ihrem Dahinscheiden und ihrer fehlenden Anwesenheit sind diese Versuche immer seltener geworden, bis nur noch wenige Erinnerungen an sie geblieben sind.

Die Arbeit „Remember Me“ handelt vom Leben dreier Personen, die im Altersheim Huob leben. Sie geben mir Geschichten aus ihrem Leben preis. Es kommen Erinnerungen zum Vorschein, die im Alltag nicht mehr allzu präsent sind. Es sind diese Geschichten, welche ich in Form von künstlerischen Bild­collagen für die betreffenden Personen und für kommende Generationen festhalte.

Residenz Huob
Huobstrasse 5, 8808 Pfäffikon SZ

Die Kunst
des Erinnerns

Erinnerungen sind Erlebnisse, die in der Vergangenheit angesiedelt sind und auf die von der Gegen­warts­perspektive aus zurück­geblickt wird. Sie sind Fragmente eines Lebens, die eng mit dem Gefühls­leben zusammen­hängen. Es kann zwischen guten und schlechten Erinnerungen unterschieden werden, wobei sich die Wahrnehmung über ein Erlebnis in der Vergangenheit ständig verändert. Die Ansichten über eine Erinnerung können sich in verschiedenen Lebens­situationen und mit den Erfahrungen, die eine Person im Verlaufe ihres Lebens sammelt, wandeln. Dabei kann aus einer guten Erinnerung auf einmal eine schlechte werden und umgekehrt. Erinnerungen sind grund­sätzlich individuell, denn obwohl Personen ähnliche Erlebnisse sammeln, wie zum Beispiel während einer Reise, so werden die verschiedenen Stationen von jeder Reisenden und jedem Reisenden unterschiedlich wahrgenommen. Je nach Intensität eines Ereignisses in der Vergangenheit, wird dieses lebhafter oder weniger lebhaft in Erinnerung bleiben, es kann Lücken aufweisen oder gar verblassen.

Während unseres Lebens prasseln unendlich viele Eindrücke auf uns ein, werden absorbiert und gespeichert. Durch die Komplexität unseres Geistes sind die Erinnerungen aber nicht immer abrufbar. Es gibt verschiedene Techniken, mit denen Erinnerungen wieder zum Vorschein gebracht werden können. So dient zum Beispiel die Sprache dazu, Erinnerungen wieder zu Tage zu fördern. Indem über ein Erlebnis gesprochen und darauf eingegangen wird, kann auf abgespeicherte Eindrücke zugegriffen werden. Scheinbar Vergessenes wird dadurch zum Vorschein gebracht und habhaft. Gegenstände wie Fotografien oder Erinnerungsstücke sind ebenfalls Katalysatoren, um Erlebnisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Sie dienen der Wiederfindung und Vervollständigung vergangener Situationen und Ereignisse.

julian.voneuw@hotmail.com

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