Patric Fasel

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P6 art teaching

Suisseki Manufaktur

Die Suisseki Manu­faktur ist ein Ort der Reproduktion, an dem Objekte der japanischen Stein­kunst – Suiseki – imitiert werden, die als natürliche Steine selber grössere natürliche Objekte nach­ahmen. Mein Projekt ist der Versuch, eine neue Steinfabrik in Pfäffikon SZ zu eröffnen an Stelle der alten.

Die Frage, ob ein Gegen­stand natürlich oder kulturell definiert wird, stellt einen zentralen Punkt meiner Arbeit dar und schlägt zugleich eine Verbindung zur ehemaligen Steinfabrik, die eben­falls ein Ort der Reproduktion war.

Seit dem 7. Jahrhundert ist das Sammeln und Präsentieren von speziell geformten Steinen ein Teil der japanischen Kunst. Die Herstellung der „Suiseki“ unterliegt strengen Auflagen. Ausser­gewöhnlich ist, dass sie rein natürlichen Ursprungs sind, obwohl die meisten dieser Objekte künstlich geformt aussehen. Die gefundenen Steine dürfen nur leicht nach­be­arbeitet werden. Sie sind natürliche Produkte, die an Landschaften erinnern. Ihre Produktion besteht allein aus einer Kontext­ver­schiebung und ihrer Präsentation auf Holzsockeln.

In der Suisseki Manu­faktur werden Steine wirklich künstlich produziert, wie in einer Steinfabrik. Sie werden nicht in der Natur gesammelt, sondern mit synthetischem Gips gegossen. Natürliche Steine sind eher unförmig, aber nie block­förmig wie z.B. ein herge­stellter Kalk­sand­stein. Die Form ermöglicht es, Original und Imitat zu unter­scheiden. Ähnlich verhält es sich mit den Suiseki und den Suisseki der Manu­faktur. Sie sehen den Originalen zwar ähnlich, jedoch tauchen immer wieder Elemente auf, die nicht in Verbindung zur Landschaft stehen. Es entstehen so Objekte, die mit eigen­artigen organischen Aus­stülpungen in Kombination mit tektonischen Elementen fremd­artige Bilder von Landschaften hervorrufen.

Steinfabrikareal (Steinfabrik Zürichsee AG)
Unterdorfstrasse 12, 8808 Pfäffikon SZ
Öffnungszeiten gemäss Ausstellung
Dienstag und Donnerstag geschlossen

Zeitgenössische
Alchemie

Die Alchemie, obwohl sie heute in ihrer eigentlichen Form nicht mehr existiert, blickt auf eine sehr lange Tradition zurück, die im alten Ägypten ihren Ursprung hatte. Sie war schon immer eng mit der Kunst verbunden; teilen sich die beiden Disziplinen doch unter anderem den Anspruch, die Natur, oder zumindest natürliche Prozesse, nicht nur imitieren zu können, sondern – wenn möglich – gar zu über­treffen. Dass die Alche­misten eine Art frühe Pseudo-Wissen­schaftler waren, die versuchten, Gold künstlich herzu­stellen, ist eine verbreitete, wenn auch nicht zu­treffende Meinung. Die Transmutation, also die Umwandlung von nicht edlen Metallen zu Gold, war zwar eine der vergeblichen Haupttätigkeiten der Alche­misten, jedoch waren deren Praxen weitaus viel­schichtiger. Obwohl es in der zeit­genössischen Kunst eine ganze Reihe von Künstlern, und auch einigen Künstlerinnen gibt, die alche­mistische Traditionen weiterführen, oder sich zumindest an diese anlehnen, ist das Verhältnis zwischen Kunst und Alchemie viel zu komplex, um es nicht zu differenzieren. Es scheint sinnvoll, mehrere Felder von alche­mistischen Inter­essen in der zeit­genössischen Kunst zu definieren. In diesem Fall wäre ein Künstler etwa ein „Alche­mist“, wenn er eine alche­mistische Bild­sprache verwendet und Material­spiele durch­führt, wenn er eine „Veredelungs“-Praxis hat, aber auch wenn er sich extensiv mit Formen von Nach­ahmung beschäftigt. Misch­formen sind dabei nicht nur möglich, sondern bilden den Normalfall. Der Künstler Sigmar Polke benutzte z.B. oft Elemente der Alche­misten für seine Bild­sprache. Zudem beinhalten einige seiner Bilder hydro- und- thermo­sensible Stoffe, die dazu führen, dass sie ihre Farbe ständig verändern. Die Abhängigkeit des Bildes von Temperatur und Luft­feuchtigkeit ist ein Material­spiel, wodurch sich Polke bewusst in die Traditionen der Alchemie einreiht. Auch Rebecca Horn hat in ihren Installationen Material­spiele zum Einsatz gebracht.

p.fasel@gmx.ch

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