Timo Ullmann

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L1 art teaching

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Am Beispiel des Lachner Natur­schutz­gebietes wird das zeit­genössische Natur­bild untersucht und in Form einer multi­medialen Installation experimentell weiter­gedacht.

Die dichotome Trennung zwischen Natur und Kultur scheint einer gesell­schaftlich geprägten Logik zu folgen, die seit der Aufklärung den Fort­schritt über die Natur stellt. Der Schritt fort von der Natur bewegt sich allerdings im selben Sinn­system, das in Anbetracht künstlichen Lebens und intelligenter Maschinen hinterfragt werden muss. Während die Natur zunehmend optimiert, aufgewertet, simuliert und als Produkt vermarktet wird, entwickelt sich die Technik zu einer eigendynamischen, wilden Sphäre. Eine Tech­no­sphäre, die unseren Planeten vom globalen Klimawandel über rhizom­artige Netz­werke bis zu gen­technisch manipulierten Zellen derart prägt, dass der Fort-Schritt eher einem Hinein-Surfen gleich­kommt und das traditionelle Sinnsystem dringend ein Update benötigt.

Die orts­spezifische Installation verbindet Pflanzen und kinetische Objekte in einer symptomatischen Intervention. Bio­chemische Prozesse werden mit elektrischen und algorithmischen Signal­über­tragungen zu einem kybernetischen System gekoppelt. Biologisch gelenkt und an eine permanente Energie­versorgung gebunden, entstehen aus dem selbst­regulierenden Beziehungs­netz meta­phorische Gewächse, die das System mit Drohnen-Augen visieren. In der ungewohnten Symbiose übernehmen Pflanzen die Steuerung ihrer medialen Erweiterung und bilden ambivalente Blüten.

Naturschutzgebiet Lachner Aahorn,
Aussichtsturm, 8853 Lachen

13. /14. /20. /21. /24. /28. Juni,
jeweils 15 – 18 Uhr

Natur aufwerten

„Im Rahmen des Auf­wertungs­projektes Lachner Aahorn wurde die verloren gegangene natürliche Dynamik im Nord­teil des Deltas reaktiviert. (…) Durch diese Massnahmen wurden typische Elemente einer natür­lichen Aue wie vegetations­lose Kiesbänke oder Bereiche mit Sträu­chern und kleineren Bäumen geschaffen. (…) Um die Störungen für die Tierwelt zu minimieren und gleichzeitig den Besuche­rinnen und Besuchern attraktive Einblicke in die Natur zu ermögli­chen, wurde eine zeit­gemässe Besucher­lenkung mit Holz­steg und Aussicht­sturm erstellt. (…) Auf dem Steg bieten sich faszi­nierende Einblicke in die Schilf-Lebens­räume der Wasser­vögel und auf die Weide der Schottischen Hochlandrinder.“1

Diese Medien­mitteilung lässt auf ein zeit­genössisches Bild von Natur schliessen, welches Natur vor dem Menschen schützen und ihm gleichzeitig „attraktive Einblicke“ liefern will. Da unkultivierte Natur zunehmend rar wird, steigt die Nach­frage. Zur Aufwer­tung wird eine „verloren gegangene Dynamik“ nach dem Bild einer „natür­lichen Aue“ rekon­struiert. Eine Dynamik, die in diesem Fall an ein Wasser­werk gekoppelt ist, wird in einer separierten Zone inszeniert und gezielt geführt. Die Natur kann nicht sich selber überlassen werden, weil dann Neophyten übernehmen, das Moor verwalden, das Bild ein­heimischer Natur gestört und die Eigen­dynamik am falschen Ort zuschlagen würde. Für das revitalisierte Land­schafts­bild stellen aber weder die ausgeklammerte Kontrolle noch translokale Hoch­land­rinder ein Paradox dar.

1Umweltdepartement Kanton Schwyz: Medienmitteilung, Projekt Lachner Aahorn abgeschlossen. 2010.
www.sz.ch/documents/Medienmitteilung_eroeffnung.pdf,
online 16.3.2015.

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